PRESSEMITTEILUNG vom 27.07.2025

Rückzug des Verfüllantrags durch Bärnreuther+Deuerlein Schotterwerke *:
Erfolg für den Umweltschutz und die Interessengemeinschaft Steinbruch (IGS)

Gräfenberg, 27. Juli 2025 – In der Stadtratssitzung vom 10. Juli 2025 wurde bekanntgegeben, dass die Firma Bärnreuther+Deuerlein (B+D) ihren umstrittenen Antrag auf Änderung der Verfüllung im Kalksteinbruch Gräfenberg vollständig zurückgezogen hat. Dieser Schritt markiert einen bedeutenden Wendepunkt in einem jahrelangen Genehmigungsverfahren, das weit über die Region hinaus Beachtung fand.

Zahlreiche Medien, darunter das Bayerische Fernsehen und der Bayerische Rundfunk, mehrere Tageszeitungen sowie mehrere Abgeordnete aus Bundestag, Landtag und Kreistag, engagierte Stadträte und der BUND Naturschutz in Bayern e.V. hatten sich intensiv mit dem Vorhaben beschäftigt und sich zu den Plänen geäußert.

Der Rückzug ist bemerkenswert – nicht zuletzt, weil der ursprüngliche Antrag auf Zustimmung durch alle relevanten Fachbehörden gestoßen war. Das Landratsamt Forchheim, das Wasserwirtschaftsamt Kronach, die Untere Naturschutzbehörde sowie sämtliche Träger öffentlicher Belange (TöB) hatten dem Antrag bis Juli 2020 zugestimmt. Genehmigt werden sollte die Verfüllung von bis zu 150.000 Tonnen Material pro Jahr, darunter bis zu einem Drittel erheblich schadstoffbelastetes Material wie etwa Gleisschotter und Bauschutt – und das ausgerechnet in einem sensiblen Karstgebiet, das besonders durchlässig ist und in dem Schadstoffe ohne Filterwirkung direkt ins Grundwasser gelangen können.

Erst die massive öffentliche Beteiligung mit 172 formellen Einwendungen und 1.357 Unterschriften sowie gezielte Anfragen an die Genehmigungsbehörden führten zu einer erneuten Prüfung.

Im Zuge dieser Überprüfung stellte das Wasserwirtschaftsamt Kronach im Juli 2021 fest, dass der Antrag in seiner damaligen Form nicht genehmigungsfähig sei. Dennoch verblieben über Jahre Unklarheiten im Verfahren, bis B+D im März 2022 zunächst auf die Verfüllung höher belasteter Materialien der Kategorie Z1.2 verzichtete und nun – im Juli 2025 – den Antrag vollständig zurückzog.

Ein Blick zurück: Der Verlauf des Verfahrens

Bereits im November 2018 hatte die Firma B+D die Genehmigung zur Verfüllung mit Materialien der Kategorie Z 1.2 (u.a. Gleisschotter und Bauschutt) beantragt. Nach der Intervention im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung im März 2022 lenkte das Unternehmen ein und erklärte gegenüber dem Landratsamt Forchheim, nur noch Materialien bis Z 1.1 einbringen zu wollen. Dennoch wurden die überarbeiteten Antragsunterlagen nie eingereicht. Am 29. April 2022 teilte das Landratsamt Forchheim in einer Pressemitteilung mit, dass die rechtliche Prüfung des weiteren Verfahrens erst erfolgen könne, sobald vollständige Unterlagen vorlägen. Diese kamen jedoch nie – nun ist klar, dass sie auch nicht mehr folgen werden.

Offene Fragen bleiben

Trotz des Rückzugs des Antrags wirft das Verfahren eine Reihe unbeantworteter Fragen auf:

  • War den Genehmigungsbehörden die geologische Beschaffenheit und Empfindlichkeit des Karstuntergrunds nicht von Anfang an bekannt?

  • Haben die zuständigen Stellen Gutachten unkritisch übernommen?

  • Warum wurde ein Antrag, der massive Risiken für das Grundwasser barg, überhaupt in Erwägung gezogen – und dem Antrag zunächst sogar zugestimmt?

  • Wurden Umweltbedenken bewusst ignoriert?

 

Diese Fragen lassen sich nicht mit der bloßen Rücknahme des Antrags aus der Welt schaffen. Der Vorgang weckt Zweifel an der Sorgfalt der fachlichen Prüfung und lässt Rückschlüsse auf mögliche strukturelle Defizite im Genehmigungsverfahren zu.

Etappensieg für die Zivilgesellschaft

Die Rücknahme des Antrags ist ein klarer Erfolg für die engagierte Bürgerinitiative "Interessengemeinschaft Steinbruch" (IGS), die über Jahre hinweg Aufklärungsarbeit geleistet, Fragen gestellt und Gutachten kritisch hinterfragt hat. Durch öffentliches Engagement, beharrliches Nachfragen und fundierte Einwände wurde ein umweltschädliches Vorhaben gestoppt – zum Schutz des Grundwassers und der sensiblen Natur der Fränkischen Schweiz, dem „Land der 1.000 Höhlen“. Das Vorhaben wurde zu einem Symbol für den Widerstand gegen eine Genehmigungspraxis, die wirtschaftliche Interessen über den Schutz lebenswichtiger Ressourcen zu stellen schien.

Fazit: Ein klares Signal für den Umweltschutz

Der Rückzug des Antrags ist mehr als nur ein bürokratischer Schritt – er ist ein Signal. Ein Signal dafür, dass Umwelt- und Gesundheitsschutz nicht verhandelbar sind. Dass Bürgerbeteiligung wirkt. Und dass eine breite Öffentlichkeit, unterstützt durch Medien und zivilgesellschaftliche Organisationen, Fehlentwicklungen aufdecken und verhindern kann.

Der Fall Gräfenberg mahnt, dass wirtschaftliche Interessen niemals Vorrang vor der Sorgfalt und dem Schutz natürlicher Ressourcen haben dürfen. Gutachten müssen geprüft, Risiken ernst genommen und Bedenken der Bevölkerung gehört werden – gerade, wenn es um unser Trinkwasser geht.

Die Interessengemeinschaft Steinbruch fordert Transparenz über die internen Abläufe der Behörden und eine öffentliche Aufarbeitung der Frage, wie ein derart risikobehaftetes Vorhaben überhaupt genehmigungsfähig erscheinen konnte.

Kontakt:

Interessengemeinschaft Steinbruch Gräfenberg
graefenberg-info@web.de

 

* Die Schotterwerke Bärnreuther+Deuerlein gehören laut Bundesimmissionsschutzgesetz zu den genehmigungsbedürftigen Anlagen, die auf Grund ihrer Beschaffenheit oder ihres Betriebs in besonderem Maße geeignet sind, schädliche Umwelteinwirkungen hervorzurufen
https://www.gesetze-im-internet.de/bimschg/__4.html